Nordkorea, 300-mm-Raketenwerfer und Chemiegranaten: Das ist Pjöngjangs neue Strategie, Seoul abzusagen

(Di Franco Iacch)
06/04/16

Südkoreas Geheimdienste haben Berichten zufolge einen neuen Angriffsplan des Nordens aufgedeckt, falls die Feindseligkeiten zu einem groß angelegten bewaffneten Konflikt eskalieren sollten. Neuesten Gerüchten zufolge hat Pjöngjang einen 300-mm-Mehrfachraketenwerfer mit einer Reichweite von 125 Meilen entwickelt. Wenn das der Fall wäre, könnte Nordkorea Seoul, das nur 35 Meilen von der entmilitarisierten Zone entfernt liegt, mit einem schweren Sperrfeuer treffen.

Der neue Mehrfachraketenwerfer (der damit der russischen BM-30 in der Leistung gleichgekommen wäre) könnte bereits im Einsatz sein, obwohl es keine Bestätigung dafür gibt. Trotz seiner veralteten Streitkräfte wäre Nordkorea in der Lage, die Hauptstadt des Südens in weniger als einer Stunde auszulöschen.

Man geht davon aus, dass Pjöngjangs militärische Ausrüstung primitiv ist, was das Land jedoch nicht daran hindern konnte, in knapp sechzig Minuten ein Artilleriefeuer von schätzungsweise einer halben Million Granaten auf Seoul abzufeuern. Die Artilleriegeschütze sind zu Tausenden größtenteils getarnt und versteckt. Sollte ein Konflikt ausbrechen, könnten weder das US-Militär noch die südkoreanischen Streitkräfte hoffen, diese Bedrohung zu beseitigen. Bis vor Kurzem schätzten westliche Geheimdienste die maximale Reichweite der Artillerie des Nordens auf 40 km.

Taktisch gesehen ist ein MLRS praktischer und wirtschaftlicher als eine Rakete. Der nukleare Aspekt des Raketensprengkopfes könnte leicht durch Artilleriegranaten in Kombination mit chemischen Waffen ersetzt werden. Entsprechend Nuclear Threat InitiativeDie Reserve des Nord schwankt zwischen 2500 und 5000 Tonnen chemischer Kampfstoffe. Das Land wäre in der Lage, Nervenkampfstoffe wie Sarin und VX herzustellen. Letztere gelten als Zentrum der Chemiewaffenproduktion des Landes.

Wenn es den neuen Mehrfachraketenwerfer wirklich gegeben hätte, wäre es Pjöngjang gelungen, ein neues Waffensystem zu entwickeln und sich vielleicht das zunutze zu machen Know-how Russisch oder chinesisch, unter der Nase westlicher Geheimdienste.

Das jüngste Beispiel in chronologischer Reihenfolge stammt von vor ein paar Stunden, als Nordkorea das SAM-System vorstellte Pongae-5 (Foto) vierte Generation, im Westen als KN-06 bezeichnet. Die Bilder bestätigen die grundsätzliche Ähnlichkeit mit den russischen Systemen S-300 und chinesischen HQ-9 der vierten Generation. Vor wenigen Stunden gab Südkorea offiziell bekannt, dass der Norden in der Lage sei, einen Atomsprengkopf auf einer Mittelstreckenrakete zu stationieren, die Ziele in Russland, China, Japan und der koreanischen Halbinsel treffen könnte.

(Foto: KCNA)