Operation „Bernhard“

(Di Mario Veronesi)
16/05/18

Operation „Bernhard“ war der Name eines geheimen deutschen Plans, der darauf abzielte, die britische Wirtschaft durch die massive Einführung gefälschter 5-, 10-, 20- und 50-Pfund-Banknoten in eine Krise zu stürzen. Im Jahr 1936 beginnt die Geschichte eines jüdischen Geldfälschers, Salomon Sorowitsch, der von den Nazis verhaftet wurde und dann im Konzentrationslager Sachsenhausen landete, in einer von den anderen völlig isolierten Spezialbaracke, wo ein Stab aus Gefangenen und erfahrenen Druckern angeheuert wird, um ausländische Währungen und Staatsanleihen zu fälschen, um die britische und amerikanische Wirtschaft aufzublähen und zu zerstören, im Gegenzug für eine beträchtliche Verringerung der in den anderen Konzentrationslagern erlittenen Entbehrungen.

Im Lager Sachsenhausen blieben die Baracken 18 und 19 durchgehend geschlossen. Ihre Dächer waren mit Stacheldraht gedeckt, die Fenster hatten eine Kalkschicht. Einige speziell ausgewählte SS-Leute schliefen mit den 150 Deportierten, die dort arbeiteten. Hin und wieder fuhren Lastwagen vor den Türen der Kasernen an und transportierten mysteriöse Kisten weg, die von mächtigen bewaffneten Eskorten verteidigt wurden. Mit den Männern des „Kommando T“ in Kontakt zu kommen, bedeutete, sich zur sofortigen Hinrichtung zu verurteilen. Abschnitt 6 des RSHA hatte in Sachsenhausen eine geheime Filiale der Bank of England eingerichtet, in der Falschgeld gedruckt wurde. Die Deportierten der Kasernen 18 und 19 waren Graveure und Zeichner von großem Talent, die von echten Spezialisten im Banknoten- und Wertpapierdruck betreut wurden. Verantwortlich für diesen Einsatz war SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger (1904–1989), Leiter des Referats VI F 4a im Reichssicherheitsministerium. Diese Abteilung war unter anderem für Pässe und Urkundenfälschung zuständig.

Deutsche Chemiker entdeckten, dass das von der Bank of England verwendete Papier aus Ramie hergestellt wurde, einer in Indien angebauten Faserpflanze. Nach einigen Experimenten waren die Ergebnisse verblüffend: Die in Deutschland hergestellten Pfund, die an neutrale Banken und dann an britische Banken geliefert wurden, wurden für echt erklärt. Die Tickets waren mit Nadeln durchbohrt, mit perfekt durchdachten Zahlen versehen und einer künstlichen Alterung unterzogen worden, die ihnen ein lebendiges Aussehen verlieh. Von da an arbeiteten die Baracken 18 und 19 auf Hochtouren und machten Banknoten für 5, 10, 20 und 50 Pfund. Das Papier für die Fälschungsaktion stammte zunächst aus der Papierfabrik Spechthausen in der Provinz Brandenburg, später wurde die Papierproduktion in die Papierfabrik Hahnemühle in Relliehausen verlagert. Die Mühle produzierte rund 1,5 Millionen Pfund Sterling-Scheinscheine. Im Sommer 1943 erreichte die Produktion mit rund 650.000 Banknoten pro Monat ihren Höhepunkt.

Für den Umlauf im Ausland war Sektion 6 des RSHA zuständig. Walter Shellenberg und Ernst Kaltenbrunner waren die Hauptverteiler und Hauptnutzer der berühmten Münze der Firma „Bernhard“. Eine aus Mitarbeitern einer Adelsfamilie bestehende Organisation war ab 1941 in Spanien tätig und ermöglichte den Verkauf großer Mengen gefälschter Pfunde. Die Neutralität Spaniens ermöglichte den Umtausch der Falschwährung gegen strategische Rohstoffe, die für die deutsche Kriegsindustrie unentbehrlich waren. Dann weiteten die RSHA-Dienste ihre kommerziellen Aktivitäten aus und nahmen immer wichtigere Geschäfte wahr. Sachsenhausens Kommando T war eine wahre Goldgrube, an den Börsen der Schweiz, Portugals, Spaniens und der Türkei gab die Bank von Sachsenhausen mehr als 150 Millionen Reichsmark und mehr als 50 Millionen Franken an die Geheimdienste der NSDAP zurück. Die Bank of England räumte 2003 ein, dass die Fälschungsoperation die Stabilität des Pfund Sterling während des Krieges ernsthaft gefährdet hatte. Ein Großteil des in Metallkisten verpackten Falschgeldes wurde in den letzten Kriegstagen von den Nazis in den Toplizsee in Österreich geworfen.

Alliierte Experten schätzten die Falschgeldproduktion später auf rund 120 Millionen Pfund. Im Jahr 2006 veröffentlichte Lawrence Malkin „Krueger's Men“, in dem er die Operation Bernhard, die als die größte Fälschungsoperation von Banknoten, insbesondere Pfund, in der Geschichte gilt, ausführlich analysierte. Vor allem dem in einem slowakischen Dorf geborenen Typografen Adolf Burger ist es zu verdanken, dass er als Junge als Typograf so geschickt wurde, dass er als Aktivist in einer Sionosta-Bewegung gefälschte Dokumente herstellte, um Juden bei der Auswanderung zu helfen. Am 5. Mai 1945 wurde das Sonderkommando Ebensee dem Roten Kreuz übergeben. Fast alle der 142 KZ-Häftlinge hatten überlebt und wurden entlassen. Der breiten Öffentlichkeit wurde die Geschichte der Operation „Bernhard“ mit dem Film „Der Fälscher Operation Bernhard“ von Stefan Ruzowitzky aus dem Jahr 2007 bekannt, der 2008 mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. Dessen Handlung basiert auf der Operation Bernhard; Der österreichische Schauspieler Karl Markovics spielt Salomon Sorowitsch, eine Figur in Anlehnung an den russischen Fälscher Salomon Smolianoff. Der Film endet im Casino von Monte Carlo, wo Sorowitsch, inzwischen in Sicherheit, aber mit dauerhaft vernarbtem Gesicht, die gesamte für die Folterer gedruckte Dollarwährung verspielt.