Aldrich H. Ames gilt als einer der schädlichsten Verräter in der Geschichte des amerikanischen Geheimdienstes. Ein Mann, der Geheimnisse gegen Geld an Gegner verkaufte, was zum Tod von mindestens zehn Agenten führte. Doch freigegebenen Dokumenten zufolge war Ames kein Meistermanipulator. Er war ein eher mittelmäßiger Beamter mit einem Alkoholproblem, dem es dank der blinden Flecken eines bürokratischen Systems überraschend gelang, dem Sicherheitsnetz zu entgehen.
Im Jahr 1993 brachte er ein Laptop Mitarbeiter bei einer Drogenkonferenz in der Türkei. Das Gerät enthielt streng geheime Dateien, darunter einen Ordner namens „VLAD“ – der Codename seines KGB-Kontakts. Ein Kollege, der den Laptop zum Spaß benutzte, stieß auf die Dateien und meldete sie. Allerdings konzentrierten sich die Sicherheitsprotokolle auf Unternehmensnetzwerke und vernachlässigten die Schwachstellen privater Geräte.
Zu Hause bewahrte Ames für den KGB bestimmte Nachrichtenentwürfe samt Passwörtern auf. Eine anschließende interne Überprüfung beschrieb es als Mitarbeiter gefährdet, dessen Verhalten mehr als nur einen Alarm hätte auslösen sollen. Zu den übersehenen Zeichen gehören:
► chronischer Alkoholmissbrauch, berühmt für seine „flüssigen Mittagessen“ in Mexiko-Stadt, gefolgt von Nickerchen im Büro;
► ein schwerwiegender Verstoß im Jahr 1976, als er einen Aktenkoffer voller geheimer Dokumente in der New Yorker U-Bahn vergaß;
► wiederholte Missachtung interner Verfahren, insbesondere bei der Erstellung von Berichten und Jahresabschlüssen.
Ein ehemaliger Kollege erinnerte sich: „Seine Schlampigkeit schien für jemanden, dessen Karriere ins Stocken geraten war, nicht fehl am Platz.“
Der Lügendetektor-Fehler
Bei einem routinemäßigen Lügendetektortest im Jahr 1986 gab Ames verdächtige Antworten auf Fragen zu Kontakten mit ausländischen Geheimdiensten. Er rechtfertigte sich damit, dass er einfach besorgt bei dem Gedanken, vom KGB angesprochen zu werden, angesichts seiner bevorstehenden Verlegung nach Rom.
Im Jahr 1991 erwies sich ein neuer Test als noch größerer Misserfolg für die Agentur:
- der Prüfer verfügte nicht über alle wesentlichen Informationen;
- Die Fragen waren zwar technisch korrekt, aber in der Praxis wirkungslos.
Das Polygraphenprogramm hatte sich inzwischen dahingehend weiterentwickelt, dass es Geschwindigkeit gegenüber Tiefe bevorzugte, was Ames ermöglichte, semantische Mehrdeutigkeiten und interne Unterteilungen auszunutzen.
Die Vertuschung der „reichen kolumbianischen Erbin“
Als Ames begann, einen Lebensstil zu prahlen, der weit über sein Gehalt hinausging – mit Luxusautos, ausländischen Bankkonten und Ferienhäusern – war seine Erklärung einfach: das Erbe seiner kolumbianischen Frau Rosario. Trotz der bescheidenen Verhältnisse von Rosarios Mutter schien niemand ernsthaft an der Geschichte zu zweifeln. Ein Kollege, der sah, wie er ein Haus bar kaufte, kommentierte ironisch: „Sein Onkel muss ihn wirklich lieben!“
Aldrich Hazen Ames wurde am 21. Februar 1994 vom FBI in Arlington, Virginia, wegen Spionagevorwürfen verhaftet.
Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war Ames ein Veteran der CIA (CIA) mit 31 Dienstjahren, der seit 1985 Spionagetätigkeiten für die Russen durchgeführt hatte. Seine Frau Rosario Ames, die seine Spionagetätigkeiten unterstützt und begünstigt hatte, wurde ebenfalls mit ihm verhaftet. Beide bekannten sich am 28. April 1994 schuldig.
Aldrich Ames wurde zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit einer Bewährung verurteilt. Rosario Ames wurde am 20. Oktober 1994 zu 63 Monaten Gefängnis verurteilt.
Abschluss
Nach Ansicht des Senatsausschusses war Ames kein außergewöhnlicher Agent. Seine wahre Fähigkeit bestand darin, jeden Fehler im System systematisch zu erkennen und auszunutzen: ein mittelmäßiger Mann, dem es im richtigen Kontext gelang, einen außergewöhnlichen Verrat zu begehen.
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Foto: FBI